Nach meiner Migration aus dem Iran, Persisch, meine Muttersprache und auch die Schrift verlieren ihre Funktion in meinem täglichen Leben in Deutschland zunehmend. Ich kann sie oft nicht mehr nutzen, um einen Umstand, einen Gedanken oder eine Stimmung wörtlich zu beschreiben. Wenn ich persische Worte spreche und nutze, sind sie für mein Gegenüber vielmehr Schriftbild und Laut, eine ästhetische Selbstdarstellung.
Wenn wir in einen anderen Sprachraum migrieren, verlieren wir auch einen Teil unserer Identität und Denkweise. Dies kann auch passieren, wenn Sprachen und die entsprechenden Schriften sich durch Kolonisierung, Aneignung, Globalisierung oder die Migration von Menschen in andere Kulturräume verändern („Kreolisierung”) oder aber von nachfolgenden Generationen nicht mehr gesprochen werden und teilweise ganz aussterben.
Um die Schrift und die Sprache in der Fremde wieder Funktion zu geben und zum Leben zu bringen, entwickle ich einen Ansatz, um sie Körperhaft und Taktil zu materialisieren, sodass sowohl Menschen, die lesen können als auch jene, die es nicht können, einen Bezug zu Wörtern und Inhalt entwickeln können. Die Arbeit wird sich mit der Beziehung zwischen Schrift und Körper auseinander setzen und einen Situation ermöglichen, in der Schrift durch ihre Form, ihre Materialität, ihre Dimension, durch Licht und Anordnung, Körper, Interaktion und multisensorisch erfahren werden kann.
Die Ausstellung besteht aus mehreren kleinen und großen Arbeiten aus verschiedenen natürlichen und künstlichen Materialien, die unterschiedlich präsentiert werden. Einige stehen oder liegen auf dem Boden, andere hängen von der Decke oder den Wänden, und einige sind immersiv, so dass man das Werk betreten und mit ihm interagieren kann.
Jede Arbeit ist so konzipiert, dass sie vom Publikum berührt, geformt oder verändert werden kann. Während einige Arbeiten für sich allein und unverändert stehen, zerstören sich einige Objekte im Laufe der Zeit selbst und hinterlassen am Ende der Ausstellung nichts als Duft und Staub. Zusätzlich zu den haptischen Objekten gibt es auch akustische Arbeiten und 3D-Visualisierungen, die mit bestimmten Objekten in Verbindung stehen. Im Folgenden stelle ich einige der Objekte vor.
(Die Objekte werden derzeit entworfen und gebaut und können am Ende anders aussehen als in dieser Präsentation. Einige weitere Objekte werden noch hinzugefügt)
Khaterat
Erinnerung (Khaterat auf Persisch) ist eines der Wörter / Objekte der Ausstellung, die sowohl visuell als auch vor allem olfaktorisch wahrgenommen werden kann. Unser Geruchssinn ist eines der wichtigsten Möglichkeiten, Erinnerungen zu wecken. Wie auf Bild 1/6 zu sehen ist, brennt das Wort Khaterat, das aus Räucherstäbchen gefertigt ist, während der Ausstellung langsam ab und verschwindet im Raum, so dass am Ende von Erinnerung nur noch ein Duft im Raum verbleibt.
Material aktuelles Model: 3D Print, Resin, Sand, Farbe
Material der fertigen Arbeit: Räucherstäbchen
Installation: Hängend
Größe: 80 × 40 × 20 cm (B×H×T)
Die 3D-Animation wird neben dem Objekt auf die Projektionsfläche oder Wand projiziert.
Haras I
Angst (Haras auf Persisch) ist eine der grundlegendsten Gefühle, die ein zentrales Thema meiner bisherigen Arbeiten ist. Angst vor der Natur, Zusammenbruch, Trennung, Verletzung, Depression usw. sind einige Aspekte der Angst, die ich bereits konzipiert, entworfen und teilweise gebaut habe.
Das nebenstehende Werk/Word, das inspiriert von den getrockneten Ästen des Gemäldes "Abtei im Eichenwald" von Caspar David Friedrich entworfen wurde, erzeugt durch seine Formen, die raue Oberfläche und das Wechselspiel von Licht und Schatten einen unruhigen Raum und Gefühl.
Material: 3D Print, Resin, Sand, Farbe
Installation: Hängend
Größe: 80 × 40 × 20 cm (B×H×T)
Die 3D-Animation wird neben dem Objekt auf die Projektionsfläche oder Wand projiziert.
Haras II
Alberto Giacometti mit seinen Figuren, die ängstlich, zitternd und schwach erscheinen, sind die Inspiration für dieses Werk, das Wort Angst.
Material: 3D Print, Resin, Sand, Farbe
Installation: Stehend
Größe: 70 × 100 × 40 cm (B×H×T)
Haras III
Diese Visualisierung zeigt eine immersive Angst (in persisch), die es dem Publikum ermöglicht, in das Werk einzutreten und es näher zu erleben. Wie in Bild 3/5 zu sehen ist, gibt es weitere Wörter, die in dem Gewebe der Angst verborgen sind und die Bedeutung des Wortes weiter entfalten können. Die Besucher haben die Möglichkeit, die verborgenen Wörter mit einer Schere abzutrennen und mitzunehmen. Durch diesen Akt zerfällt die Angst mit der Zeit, wie in Bild 4/5 zu sehen ist.
Die Fotos zeigen einen Prototyp des Werkes und das Video zeigt, wie stark die Arbeit den Raum durch Licht und Schatten beeinflussen kann.
Material: Faden
Installation: Verknüpft
Größe: 200 × 200 × 100 cm (B×H×T)
Haras IV
In diesem Werk gibt es mehrere Ängste auf Persisch, die sich um ein anderes herum entwickelt haben, so als ob ein Wort ein anderes beschützen würde.
Das Werk, das inspiriert von Bild 2/4 entworfen wurde, kann von den Publikum weiter ergänzt/entwickelt werden, indem sie sich um die Worte setzen und die Ängste umfassen Bild 3 und 4/4.
Material: Naturlatex
Installation: Stehend
Größe: 80 × 80 × 80 cm (B×H×T)
Haras V
Dieses Werk besteht aus mehreren Wörtern. Jedes Wort ist im Inneren eines anderen Wortes eingegraben. Die Wörter werden jedoch erst sichtbar/lesbar, wenn eines nach dem anderen mit einer schwarzen Flüssigkeit gefüllt wird. Und verliert seine Lesbarkeit, wenn er wieder geleert wird.
Die Worte dieses Werkes stehen noch nicht fest, aber es geht wieder um Ängste, die aus dem Inneren des anderen heraus kommen.
Material: Holz, Lack, schwarze Tinte
Installation: Liegend
Größe: 100 × 100 × 5 cm (B×H×T)
Zu den visuellen, haptischen und akustischen Arbeiten kommen Ängste hinzu, die getragen werden und in direktem Kontakt mit dem Körper stehen können. Es steht noch nicht fest, aber es gibt eine Idee für eine Zusammenarbeit mit einer Künstlerin, die mit dem Wort performen kann.
Kontakt
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