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Erinnerungen bestehen aus unseren persönlichen Erfahrungen, kulturellen Werten, Sprachen und sozialen Verbindungen, die wir stets mit uns tragen. Sie begleiten uns in jede neue, fremde Umgebung und helfen, das Gefühl von Zugehörigkeit zu bewahren, indem sie unsere Gegenwart mit der Vergangenheit verknüpfen.
Die Erinnerungen aus der alten Heimat und dem neuen Umfeld verschmelzen zu einer hybriden Identität – sowohl für die Ankommenden als auch für die Einheimischen. Denn Erinnerungen sind etwas Kollektives und beeinflussen beide Seiten gleichermaßen.
Erinnerungen sind nicht immer klar oder fest umrissen. Sie können sich mit der Zeit wandeln und neue Formen annehmen. Auch wenn ihre gegenwärtige Gestalt verblasst und ihre sichtbaren Merkmale verloren gehen, wirken sie unbewusst weiter. Selbst in veränderter Form tragen sie die Essenz der Vergangenheit in sich und hinterlassen Spuren – überall, wo wir uns aufhalten, auch in den fremdesten Umgebungen.
Diese Arbeit vereint auf subtile Weise Schrift und sinnliche Wahrnehmung, indem sie das persische Wort für „Erinnerung“ aus Räucherstäbchen formt und so den Übergang von materieller Präsenz in immaterielle Räume erlebbar macht.
Die Grundlage dieser Arbeit ist die Handschrift des Künstlers. Handschrift trägt die individuelle Körperlichkeit in sich; sie ist Ausdruck der Person, ihrer Erinnerungen und ihres Selbst.
Während die Räucherstäbchen langsam abbrennen, verwandelt sich das Wort – die Erinnerung – in Duft und damit in eine immaterielle Wahrnehmung. Der Duft erfüllt den Raum, breitet sich aus und wird Teil der Umgebung, während die Erinnerung selbst verschwindet. Diese Transformation spiegelt die flüchtige Natur der Erinnerung wider: etwas, das vergeht und dennoch Spuren hinterlässt.
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